Der Buntmacher oder "Kürschner"

Im Norden unseres Landes hiess der Pelz im Mittelalter schlicht Werk im Westen und Osten Kursen das aus dem lateinischen Cursina der Pelzmantel abgeleitet worden war. In den verschiedenen Dialekten wurde daraus für die Hersteller von Kursen die Bezeichnung Kirchner, Körsnar, Korsenwarcher, Kursner bis sich schliesslich im Hochdeutschen der Begriff Kürschner herausbildete.

Hauptlieferant des beliebten mittelalterlichen Pelz-Werks war das Eichhörnchen. Sein Winterkleid war in Sibirien hellgrau, konnte aber auch fast schwarz werden. Im Sommer war es rot. Winter- und Sommerfelle zusammengesetzt, gaben recht bunte Effekte, was in den nördlichen Breiten zu der Berufsbezeichnung Buntmacher führte.

Das deutschstämmige Wort Kürschner breitete sich über Osteuropa, Russland, den Balkan bis in die Türkei aus. Skandinavien und Holland hielten an der Bezeichnung Buntmacher fest, während die Englisch sprechende Welt ihre Kürschner Furrier nennt, abgeleitet vom Begriff des deutschen Fütterer, das französische Wort Fourreur stammt aus der selben Quelle. Italien und Lateinamerika leiten ihre Berufsbezeichnung vom lateinischen Pellis ab, was früher einmal zartes Häutchen bedeutete. Die Spanier nennen ihre Kürschner Manquitero, was soviel wie Muffmacher bedeutet.

Der Hauptfell-Lieferant des Mittelalters, das Eichhörnchen wurde Feh genannt, unter dieser Bezeichnung wird es auch heute noch in der Pelzbranche verarbeitet und gehandelt. Diese Bezeichnung dient also nicht der Herkunftsverschleierung wie es in der Presse gerne behauptet wird, sondern ist eine Bezeichnung aus dem Mittelalter. Bis in das 12.Jahrhundert war ein mit Feh gefütterter Mantel den Königen und Fürsten vorbehalten. Wobei diese Stände den bunten Feh trugen. Der graue Feh war auch für niedere Stände erlaubt und wurde später auch reich gewordenen Handwerkern zugebilligt.

Ausser Feh wurde vor allem Hermelin verarbeitet. Im Sommer ist sein Fell braun im Winter weiss, das Winterfell wurde am meisten geschätzt und für königliche Roben verarbeitet. Galt das Hermelin als Zeichen der Reinheit so galt ein anderer Marder als Zeichen von Macht und Pracht: der Zobel. Er war das älteste Zahlungsmittel Asiens. Die Kronen russischen Zaren waren mit Zobelfellen besetzt.

Im 16.Jahrhundert wurde in Hofkreisen Europas ein einzelnes Zobelfellchen zum beliebten Accessoire der Damenwelt. Die Trägerin trug das Pelzchen in ihrem Dekollete, aber nicht nur zur Zierde, sondern damit sich in dem Fell Flöhe und Läuse verfangen sollten, die sich zu dieser Zeit in Scharen auf den Damen des Adels tummelten, da der Trend nicht zu Wasser und Seife ging, sondern zu Puder und Parfüm.

Die ersten Kürschner arbeiteten für Ritter und Edelleute. Wappen, Gewänder, Schilde und Helme wurden mit Pelz verziert. Arbeit gab es genug aber die Kürschner waren nicht frei.Die Mutigsten unter Ihnen sprachen aus, was viele dachten:Wir müssen uns zusammenschliessen! So wurden die ersten Bruderschaften gegründet, nach und nach verliess man die Werkstätten der Klöster und zog in die Städte, die Freiheit versprachen.

So entstanden die ersten Kürschnervereinigungen 1226 in Basel, 1280 in Berlin und 1423 in Leipzig. Im Süden nannten sie sich Zünfte oder Innungen, im Norden Gilden oder Gaffeln und im Osten Zechen oder Gewerke. Mit ihrer Hilfe kaufte man gemeinsam Rohware, setzte die fertige Ware ab und sorgte für die Ausbildung guten Nachwuchses. Jedes Mitglied der Zünfte war verpflichtet, zur Waffe zu greifen, wenn die Städte von aussen bedroht waren. Die Anschaffung von Waffen und Rüstungen war eine der Bedingungen für die Aufnahme in die Zunft.

Die von den Zünften geschaffenen Rangordnung: Meister, Geselle, Lehrling, hat sich bis heute erhalten. Ein Mitbestimmungsrecht für alle Geschicke besass nur der Meister. Wer als Lehrling lernen wollte und Lehrgeld an den Meister zahlen konnte und ein Federbett mit in die Lehre brachte, brauchte nur 3 Jahre lernen, wer nicht zahlen konnte musste 4 Jahre lernen und es durfte nur der Lehrling werden, der ehelich geboren war. Nach der Lehre gingen die meisten Gesellen auf eine 3-jährige Wanderschaft. In jeder grösseren Stadt hatten die Zünfte Herbergen für Gesellen eingerichtet.